Roger Bacon, der „doctor mirabilis“

Roger Bacon war ein sprachbegabter Naturphilosoph, englischer Mönch im Franziskanerorden und Doktor der Theologie. Er gilt als Denker, der seiner Zeit voraus war und als Begründer der modernen Wissenschaften.
„Auskünfte aus erster Hand gibt nur die Natur selbst.“ war sein Leitspruch. Bacon wollte die Zusammenhänge seiner Umwelt verstehen und schrieb nicht alles der göttlichen Offenbarung zu. Er führte Experimente durch, um seine Beobachtungen zu beweisen.
Als Kritiker machte er sich mächtige Gegner an den Universitäten und in der römischen Kirche. Er führte als Alchimist Experimente mit Schwarzpulver durch. Auch seine Beobachtungen im Bereich der Optik fanden Beachtung. Ihm werden erste Apparate in Form einer Camera Obscura zugeschrieben. Er soll damit die Sonnenfinsternis beobachtet haben

Er wurde vermutlich 1214/15 als Sohn einer wohlhabenden, adligen Familie in Ilchester in der Nähe von Somerset geboren. Bacon fiel durch seine Intelligenz auf und so geht er mit 12 Jahren nach Oxford, um Griechisch, Arabisch und Hebräisch zu studieren. Im Jahr 1235 wird er Magister und unterrichtet Philosophie, Mathematik, Metaphysik und Naturphilosophie. Bacon kommt zu der Erkenntnis, dass keine der genannten Wissenschaften für sich nützlich sein kann. Jede ist ein Teil des Ganzen und wird nicht von der Theologie, sondern der Mathematik zusammengehalten. Die Mathematik unterteilt er in Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik.
Selbst die angesehene Universität von Paris enttäuscht Bacon. Er klagt über die mangelhafte Qualität der arabischen und griechischen Übersetzungen und ist enttäuscht über den Stellenwert der Naturwissenschaften an der Universität.
Eine Besonderheit und vielleicht sogar Zeitenwende war der Umgang mit den Schriften der Antike. Roger Bacon war der erste in der westlichen Welt, der die wiederentdeckten Schriften des Aristoteles studierte und kommentierte. Diese Schriften waren verboten und galten lange Zeit als heidnisch, ketzerisch und teuflisch.

Im Jahr 1245 promovierte Bacon und durfte als Doktor der Theologie Vorträge halten. Bacon übte Kritik an den Autoritäten, Lehrmeinungen und der Theologie an sich. Er setzte sich für Reformen des Unterrichts an Universitäten aber auch der Gesellschaft ein. Professoren, die ihr Wissen ausschließlich aus Büchern beziehen, kritisierte er heftig und überwarf sich schließlich mit ihnen.

Großes Interesse hatte Roger Bacon an der Alchemie, die ihn faszinierte und so verließ er 1255 Paris und kehrte nach Oxford zurück, um seine Experimente fortzuführen. Er mietet sich dafür außerhalb der Stadtmauer passende Räumlichkeiten. Man munkelte daraufhin, dass er Magie betreiben würde. Er lebte also nicht nur wegen seiner Experimente u. a. mit Schwarzpulver recht gefährlich, denn im gleichen Jahr führte die Inquisition der katholischen Kirche die Folter zur Wahrheitsfindung .

Roger Bacon tritt 1255 tritt in den Franziskanerorden ein. Kurze Zeit später wird Bonaventura, ein Gegner Bacons, Ordensgeneral und es begann eine Denunziationskampagne. Deshalb musste er 1257  zurück nach Paris ziehen. Er wurde zu Klosterhaft und Schreibverbot verurteilt. Auf dem Konzil von Narbonne 1260 beschlossen die Oberen des Ordens seine Werke einer Zensur zu unterziehen.

1266 wird ein Förderer Bacons, Guy le Gros de Foulques, zum Papst Clemens IV. gewählt. Er zeigt Interesse an Bacons Ideen und fordert ihn auf, sich über das Schreibverbot hinwegzusetzen. Zwischen 1266 und 1268 entstehen seine wichtigsten Werke. „Opus minus“ ist eine Erläuterung zu seinen Arbeiten. „Opus tertium“ eine Einleitungschrift zu seinem dann folgenden Hauptwerk „Opus majus“, einer Enzyklopädie seiner natur- und geisteswissenschaftlichen Arbeiten.

In diesen Werken bestätigt Bacon die Richtigkeit der Bibel und fordert dennoch die Modernisierung der Theologie und Wissenschaften auf. Er philosophiert u. a. über die Wahrheit und die Erlangung der Weisheit, den Umgang mit den Sprachen sowie der Rolle der .

Bacon schuf die erste griechische und hebräische Grammatik für die lateinische Christenheit. Weiterhin beschäftigte er sich mit der Optik - er beschreibt das Licht, Linsen und Ferngläser - und der Physiologie des Sehens.

Obwohl Papst Clemens IV. bereits 1268 stirbt und er seinen Gegnern „schutzlos“ ausgeliefert ist, schreibt er weiter. 1272 beendet er die Arbeiten an seinem Werk „Compendium studii philosophiae“ und übt damit scharfe Kritik an der römischen Kirche und ihrer Theologie. Er prangert die Korruption, Genusssucht und die Unterdrückung der Armen an.

Um 1278 wird er unter Arrest gestellt, vermutlich wegen seines Hangs zum . Trotz seiner naturwissenschaftlichen Arbeit nahm er z.B. Geschichten über Fabelwesen für bare Münze

Nach seiner Entlassung aus dem Arrest, 1292, fasst er seine Thesen noch einmal in einem „Compendium studii theologiae“ zusammen.

Von Zeitgenossen wurde er „doctor mirabilis“ (wunderbarer/wundersamer Lehrer) genannt. Bacon verstarb um das Jahr 1294 in Oxford und geriet lange Zeit in Vergessenheit.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel berichtete im 19. Jahrhundert in seinen Vorlesungen von Bacon und hob seine Beobachtungen und Forschungen hervor. So ging das Wissen über Roger Bacon und seine Arbeit nicht verloren.